Für meinen 3. Marathon habe ich beschlossen, keinen weiten Stadt-/Straßenmarathon zu laufen, aber, da ich bestimmt keine Berg- oder Trailläuferin bin, wollte ich doch eine einigermaßen flache Strecke. „Lauf Füssen“, rief Beate Kunz. Sie konnte den kaum hoch genug loben … und ich bin froh, ihrer Empfehlung gefolgt zu sein. Welche schöner Ort, um sich über die 42,2 km zu verausgaben. Der Königsschlösser Romantik Marathon wird seinem Namen wirklich gerecht.
Am Renntag, den 23. Juli 2017, waren wir mit einem bewölkten Himmel und kühlen 17 Grad an der Starlinie gesegnet, was mir sofort eine Sorge genommen hat. Die Aussicht, bei „heißem“ oder „sehr heißem Wetter“ zu laufen, wovor mich der Füssen-Veteran Volker Wittke gewarnt hat, hatte mich sehr geplagt.
Mein Ziel war es, so nah wie möglich an die 03.45 zu kommen. Aber mir einer kurz zurückliegenden Verletzung an der Wade, 2 Nächten mit sehr wenig Schlaf und einer Motivationsansprache von Volker vor dem Rennen („Ich glaube nicht, dass Du fit genug für die 03.45 bist“), die mir in den Ohren geklingelt hat, habe ich mich damit abgefunden, meine Erwartungen anzupassen.“ Und klar, sobald der 03.45-Pacer losgelaufen ist, wurde mir klar, dass ich nicht in der Lage sein würde, mit ihm mitzuhalten, und ich mich auf meine eigene Motivation durchzulaufen verlassen müsste. „Lauf dein eigenes Rennen“, waren die weisen Worte meines Mannes, Sebastian Cormier, noch kurz vor dem Start. Und das war es, was ich zu tun beschlossen hatte!
Es ließ alles äußerst gut, als wir die erste Runde um den Hopfensee gelaufen sind und die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken drangen und eine spektakuläre Panoramasicht auf die Berge und die umliegende Landschaft boten. Bei ungefähr 10 km sah ich zum ersten Mal meine Familie mich anfeuern und mir „Power-up“-Küssen anbieten! An diesem Punkt schnappte ich mir einen Mitläufer, einen amerikanischen Läufer ohne Oberteil, der mit sehr ähnlichem Tempo wie ich unterwegs war, und für ungefähr eine Stunde liefen wir mit sehr gleichmäßigen 05:20 min/km, wobei wir uns mit scherzhaftem Gerede gegenseitig motiviert haben.
Meine Familie gab mir einen weiteren Schub, als ich sie zwischen Kilometer 18 und 24 gesehen habe. Aber ziemlich plötzlich bei Kilometer 27 haben meine Beine beschlossen, dass das nicht das richtige Tempo für sie ist und sie gerne langsamer würden… So ließ ich meinen amerikanischen Kollegen davonziehen, als sich meine Beine für ein neues, viel langsameres Tempo entschieden haben. Als ich zu Kilometer 30 kam, war ich sehr erleichtert, meine Familie zum 4. Mal zu sehen, aber ich fühlte mich nicht in der Lage anzuhalten, womit ich an diesem Punkt im Kopf sehr zu kämpfen hatte, und ich wusste aus Erfahrung, dass, wenn ich anhalte würde, um mich zu unterhalten, das zu Tränen führen würde und es sehr schwer würde, wieder weiterzumachen. Also schnappte ich mir eine Cola und stapfte weiter, dieses Mal in Richtung des schönen Schlosses Neuschwanstein. Als wir in die bewaldete Gegend am Fuße von Hohenschwangau kamen, sank mein Tempo wieder ab, und ich musste kämpfen, um weiterzumachen. Als wir bei Kilometer 33 aus dem Wald herauskamen, erwachten meine Lebensgeister und mir wurde klar, dass ich weniger als 10 Kilometer bis zum Ziel hatte. An diesem Punkt setzte ich mir ein neues Ziel, nämlich einfach meine alte PB von 03.56 zu schlagen, und sei es nur um ein paar Minuten, und es hielt mich am Laufen, als ich erkannte, dass ich das wahrscheinlich hinbekommen würde!
Die letzten 9 Kilometer waren ein einziger Kampf zwischen meinem Kopf, der mir sagte, ich solle aufhören, und meinem Herzen, das mir sagte, ich sollte weitermachen. Bei Kilometer 41,5 zeigt sich den Läufern eine steiler, herausfordernder Anstieg, bevor es dann zum Schlussabstieg zur Ziellinie geht. Aber welche Freude, den Hügel herunterzulaufen und meine Familie auf mich warten zu sehen, und mit meinen beiden Töchter, die sich mir angeschlossen haben, als ich die Ziellinie in ordentlichen 03.53.22 überquert habe! Als ich heimkam, war ich hocherfreut, als ich feststellte, dass ich in meiner Altersklasse sogar den 3. Platz erreicht habe und 17. von 110 Frauen geworden bin. Nicht schlecht!
Ich war ebenso höchst erfreut, nicht von Volker eingeholt worden zu sein, der als Pacer für 04.15 gelaufen ist. Volker hat seine Aufgabe wie üblich wie ein Uhrwerk erfüllt, mit einer Zeit von 04.14.13.
Und was das Ziel von 03.45 angeht… es gibt immer ein nächstes Jahr!!
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